Reichsbahnstrecke sucht Fahrgäste


Hallo,

in debh habe ich am 1. Mai 2002 folgendes geschrieben:


Ich habe mir heute in der Essener Stadtbibliothek mal eine Sammlung von Ausschnitten aus der Westdeutschen Allgemeinen angesehen und einige Interessante Artikel gefunden, die ich hier nun in loser Folge posten möchte.
Den Anfang macht ein Ausschnitt aus der Ausgabe vom 17. Juni 1948 über das Fahrplanangebot auf der Strecke Steele-Süd - Mülheim an der Ruhr-Heißen. Diese Strecke ist seit kurzem auch auf dem letzten Reststück (Heißen-Rüttenscheid) stillgelegt und soll zum Radweg umgerüstet werden, was der Streckenabschnitt Rüttenscheid - Rellinghausen seit ca. 5 Jahren und der Abschnitt Rellinghausen - Steele-Süd noch länger schon ist (schön zu fahren).


Reichsbahnstrecke sucht Fahrgäste
Möglichkeiten auf der Strecke Steele-Süd - Heißen zu wenig genutzt

Was der Bauer nicht kennt, das ißt er nicht. Dieser alte Spruch läßt sich, sinngemäß, auch auf die Essener und die Reichsbahnstrecke Steele-Süd - Rellinghausen - Rüttenscheid - Margarethenhöhe - Mülheim-Heißen anwenden. Die auf dieser Linie gebotenen Möglichkeiten werden nicht ausgeschöpft, die meisten Reisenden bevorzugen eine umständliche Fahrt gewohntere Strecken. Die Schuld liegt weniger am guten Willen der Essener, als am Fahrplanmangel.

Abwanderung auf die Straßenbahn

Seit die Straßenbahn wieder von der Stadtmitte zur Margarethenhöhe fährt, werden überdings die Züge vom Haltepunkt Margaretehnhöhe aus wenig benutzt, verursacht durch die weit billigeren Straßenbahnpreise. Nach der Währungsreform dürfte die Abwanderung noch krasser werden, falls nicht die Reichsbahn mit ihren Fahrpreisen einige Stufen hinunter geht. Zudem rollt die Straßenbahn direkt zur Stadtmitte; lästiges umsteigen in Rüttenscheid entfällt.
An sich wäre der Bahnstrecke Steele-Süd - Heißen stärkere Beachtung zu wünschen, zumal die Reichsbahn die Züge vermehrte. Sie begann damit, eine Anzahl Züge über den "toten Punkt" Mülheim-Heißen hinaus bis und von Mülheim-Eppinghofen zu fahren. Vorteilhaft wäre es, wenn sämtliche Züge Züge von Mülheim-Eppinghofen ausgehen und dort enden würden, weil dann die von Essen Hbf. kommenden Züge in Richtung Duisburg - Düsseldorf - Köln bzw. Oberhausen - linker Niederrhein besser erreicht werden könnten.

Fünfmal täglich nach Düsseldorf


Zu wenig wahrgenommen wird von den Anwohnern der Strecke die Gelegenheit fünfmal täglich bequemer als über Essen Hbf. nach Düsseldorf kommen zu können. Beispielsweise ist man mit dem werkstags um 7.15 von Steele-Süd fahrenden Zuge nach dem Umsteigen in Heißen schon um 9 Uhr in der Landeshauptstadt. An günstigen Verbindungen fehlt es nicht. Zwölfmal täglich besteht Verbindung nach Eppinghofen. Empfehlungswert ist die Verbindung werkstags um 7.48 ab Steele-Süd mit Anschluß in Eppinghofen nach Oberhausen - M.-Gladbach.

Weitere günstige Changen

Auch für den Verkehr in und aus Richtung Dortmund-Süd - Soest - Paderborn - Altenbeken bietet Heißen, wohin von Rellinghausen - Rüttenscheid - Margaretenhöhe hinreichend Anschlüsse vorhanden sind, Vorteile. Beispiel: Altenbeken ab 6.55 Uhr, Mülheim-Heißen an 12.08 Uhr, nach Umsteigen dort um 12.13 weiter, Steele-Süd an 12.38 Uhr. Die Bürgerausschüsse haben Eingaben gemacht, ausreichende Fahrpläne nicht nur in den Bahnhöfen an der Strecke Steele-Süd - Heißen, sondern auch an sonstigen wichtigen Punkten der Stadtanzubringen. Pfiffikusse werden sich dann gute Reisechangen schon herausknobeln.

WAZ vom 17.6.1948


Da schon Nachfragen zur Lage der Strecke bzw. einzelner Bahnhöfe gekommen sind, möchte ich hier zwei Stadtplanausschnitte zeigen (aus: FALK-Plan Essen/Kettwig, 221968.).
Achtung! Damit die Stadtpläne noch lesbar sind, sind die Bilder sehr groß, auch die mit "smaller" bezeichneten.

Stadtplanausschnitt Steele/KrayÜbersichtskarte Essen
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